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Fazit des ersten Teils:
Durch den vielen Schnee im letzten Jahr, schließe ich einen Start Anfang Juni mitten in den Zentralpyrenäen aus. Man weiß nicht, wie der Winter wird und so entscheide ich mich, nach dem Hochsommer zu starten und im Spätsommer 2014 loszugehen.
Durch eine betriebliche Urlaubssperre kann ich nicht wie gewünscht schon im August los, sondern erst ab September. Ich wäge ab und plane die verbliebenen ca. 20 Etappen ab dem 11.9. bis zum 4.10. zu machen. Also eigentlich wieder knapp. Nur 24 Tage Zeit für meinen Trip inklusive An-und Abreise.
Dieses Jahr habe ich leider nicht mehr Urlaub zur Verfügung, zumal ich mir eine 2-wöchige Reise nach Schlesien erlaubt habe, um das Land meiner Eltern und Großeltern kennenzulernen. Doch das nur als Erklärung, wovon die Planung des Weges zum Atlantik auch abhing.

Die zweite Vorbereitung:
Auch wenn ich dieses Jahr ganz anders ausgestattet losgehen könnte, steht für mich fest, dass ich die gleiche Ausrüstung benutze, wie letztes Jahr. Es gibt nur 2 Ausnahmen: ich lasse den Benzinkocher zu Hause und mein Abendpullover hat eine andere Farbe. Erkenntnisse wie, ich hätte letztes Jahr schon Höhenmesser und Kompass haben sollen, lasse ich bewusst weg. Das soll sich noch an einigen Tagen rächen, wie sich zeigen wird.
Da der Weg nach Benasque aus Deutschland an einem Tag nicht machbar ist, plane ich wie letztes Jahr den Zwischenstopp in Zaragoza und buche von zu Hause aus schon mal ein Zimmer im Eurostars, wo ich letztes Jahr beim Rückweg sehr zufrieden war.


Teil 2: 11.9.2014 – 4.10.2014 Benasque >> Cabo Higuer

Etappen 34 - 39  Etappen 40 - 46

11.9.2014 Anreise Köln >> Zaragoza
Dieses Mal buche ich einen Direktflug nach Bilbao aus Düsseldorf, Paris muss ich als Flughafen nicht wirklich nochmal haben. Bei 12 Grad gestartet, erwarten mich in Bilbao die doppelten Grade und ich zippe auf der Fahrt nach Zaragoza meine Hose kürzer. Dort ausgestiegen sind es sogar 31°C.
Im Hotel Eurostars angekommen, bekomme ich tatsächlich das gleiche Zimmer wie letztes Jahr.
Abends gehe ich noch etwas in der Stadt spazieren und kaufe am Bahnhof schon mal das Ticket nach Benasque.
Packe meinen Rucksack um, und freue mich auf die Berge!
Übernachtung: Hotel Eurostars, 44 Euro (inkl. Frühstück).


12.9.2014 Anreise Zaragoza >> Benasque
Nach dem reichhaltigen und guten Frühstücksbuffet geht es mit dem Bus um 9:30 Uhr nach Benasque. Pünktlich wie die Eisenbahn ist er um 13:30 Uhr da.

Busbahnhof Saragoza
 Im Hotel Avenida ist kein Zimmer für nur 1 Nacht mehr zu bekommen. Es ist Freitag, und die nette ältere Wirtin möchte lieber übers ganze Wochenende vermieten. Als ich erwähne, dass ich letztes Jahr schon mal hier war und deshalb bei ihr zuerst anfrage, ist es ihr ein wenig peinlich. Aber sie empfiehlt mich mit einer persönlichen Notiz ans Solana, wo ich problemlos ein Zimmer mit Frühstück bekomme.
Die Siesta über sitze ich auf der Terrasse des Solana, beobachte die Leute und genieße die herrlichsten eingemachten Oliven, die in den Pyrenäen praktisch überall angeboten werden.
Als die Geschäfte wieder geöffnet haben, kaufe ich noch etwas Käse und Brot für unterwegs und besorge noch die letzte fehlende Wanderkarte. Diese kostet hier nur 11 Euro, in Deutschland habe ich jeweils 16 Euro bezahlt.


Habe noch per SMS Kontakt zu Verena, einer Freundin aus Deutschland, die zurzeit auch in den Pyrenäen auf dem GR 11 unterwegs ist. Sie ist mir etwa 5 Tage voraus und bereits in Torla. Schade, aber für ein Treffen ist sie viel zu weit voraus.
Übernachtung: Hostal Solana, 34 Euro (inkl. Frühstück).


Etappe 28, 13.9.2014, 9:40 – 20:40 (~ 9,5h), 24 km
Benasque >> Refugio de Viados

Etappe 28

Verschlafe schon am ersten Tag ein wenig, der Partylärm inklusive Live-Musik ging bis 2 Uhr durchs Dorf und somit mein Fenster. So komme ich erst kurz nach halb 10 los.


Das Wetter ist perfekt, ca. 20°C. Das Esera-Tal hinauf zum Camping Aneto dauert eine Stunde, wo ich nach 15 Monaten Pause wieder auf den GR11 treffe.



 

Richtung Refugio de Estos geht es das gleichnamige Tal leicht hinauf. Gegen 14 Uhr mache ich dort eine kurze Pause. Anschließend geht es zum ersten Pass, dem Puerto de Gistain, wo ein Schild  auf die Dauer von 2 Stunden hinweist.


Nach 15 Monaten das erste GR11-Schild
Puente de St. Jaime


 Auf dem Weg hinauf muss ich feststellen, dass von der Kondition des letzten Jahres leider nicht viel übrig ist. 




 





Muss oft anhalten und verschnaufen, kann selbst bei langsamem Tempo nicht kontinuierlich weitergehen. Irgendwie hat das viele Joggen als Vorbereitung nicht wirklich geholfen. Es ist mit einem Rucksack den Hang hinauf doch eine andere Art von Ausdauer nötig, die mir jedoch fehlt. Ich fühle mich wie ganz am Anfang letztes Jahr.




 
Mitten auf der ersten schweren Bergetappe dieses Jahr treffe ich auf einen Dänen, der mir entgegenkommt. Er geht ganz gemütlich seinen Weg und erzählt mir von seiner bisherigen Tour. Anscheinend hat er in Pineta mit einer Deutschen gesprochen, die evtl. Verena hieß, wie er sagt, er weiß den Namen aber nicht mehr sicher. Ich nehme mir vor sie später selbst zu fragen. Sie war es nicht, wie ich nach der Reise von ihr erfahre.




Als ich am Pass bin ist es schon 18 Uhr, und ich habe insgesamt 30 Min länger gebraucht, als im Wanderführer steht. Ich erinnere mich noch gut an die Kondition vom letzten Jahr, die ich gegen Ende hatte, und wäre mit dieser sicher schon 1 Stunde früher da.

Refugio d'Estos
Valle d'Estos


Kurz hinterm Pass mache ich eine kleine Rast, ganz oben ist zu viel Wind, auch wenn die Aussicht dort bessere Fotos erlauben würde.









Der Abstieg den Anes Cruces abwärts ist nicht ganz ohne, man muss konzentriert bleiben. Bis zu den 3 Bächen, die man unten im Tal überquert, dauert der Abstieg 1 Stunde.


Pass Puerto de Gistain
Blick zum Aneto (Maladeta-Massiv)


Von da brauche ich noch 1,5h bis Viados und komme um 20:40 Uhr an.






 




Das Refugio ist voll, und es ist gerade Diner und damit Stress bei den Betreibern angesagt. Also warte ich, bis ich ein Bett bekomme und muss feststellen, dass es bereits um 20:50 Uhr stockduster ist und ich damit nur ganz kurz vor dem Finsteren angekommen bin!



Das war also sehr knapp. Mir wird klar, dass ich mehr auf die kürzeren Tage im Herbst Rücksicht nehmen muss. Letztes Jahr im Juni konnte man von 6-21 Uhr problemlos unterwegs sein. Jetzt im Herbst sind die Tage wesentlich kürzer. Das soll also eine Rolle spielen, die ich im Vorfeld nicht bedacht habe.


Tal Anes Cruses, Richtung Viados


Übernachtung: Refugio Viados, 17,50 (inkl. Frühstück)


Etappe 29, 14.9.2014, 8:30 – 18:30 (~ 7h), 25 km
Refugio de Viados >> Bielsa

Etappe 29
Trotz 2 Schnarchern im Raum stehe ich ausgeschlafen und auch ohne Beschwerden auf. Das Lauftraining vor der Tour hat sich also doch ausgezahlt, da ich keinerlei Muskelkater in den Beinen habe, was auch die ganze Tour über so bleiben soll.

Morgens sieht man, wo man abends dran vorbei ist

Ich zahle noch bei dem netten Wirt und er will wissen, wohin es heute geht. Er fragt wahrscheinlich nur, weil ich als einziger Solo-Wanderer im Refugio übernachtet habe. Sonst nur spanische und französische Wandergruppen.








Es geht vom Refugio erst mal etwa 15 Minuten steil herunter bis zu einer Schotterpiste im Tal des Rio Cinqueta.



Ich genieße den ruhigen Morgen, es ist zwar Sonntag, aber es sind nicht viele Wanderer unterwegs. Gegen 10 Uhr erreiche ich Bordas de Licierte und laut Guide müsste ich um 12 Uhr am Pass sein.







30 Minuten hinter Las Collas mache ich kurz Rast, leider sieht das Wetter immer mehr nach Regen aus.

Schnürsenkel vom letzten Jahr ist immer noch kaputt



Unterwegs sehe ich tatsächlich Steinpilze am Wegesrand, einen knackig jungen esse ich prompt und pur. Und in 2000m Höhe gibt es hier sogar noch Mitte September Blaubeeren, die mir auch ein willkommener Snack am Wegesrand sind.




Erst 13:45 Uhr komme ich am Coll Chistau an, die Zeitangabe im Guide erscheint mir hier sehr optimistisch.





 Mittlerweile hat ein Dauergetröpfel eingesetzt, und kurz hinterm Pass gesellt sich auch Blitz und Donner dazu. Also spute ich mich den langen Forstweg ins Tal herunter und hoffe, dass das Gewitter in der Ferne bleibt.


Steinpilze in den Pyrenäen...

 Hinter dem Stausee Embalse de Urdiceto stelle ich mich 20 Minuten unter einen Baum und lasse so einen ordentlichen Hagelschauer vorbeiziehen.








Bei aufklarendem Wetter geht’s zügig weiter und ich erreiche um halb 5 Uhr Parsan. Laut Guide gibt es in Parzan keinen Laden, doch ich zähle 3 grössere Supermärkte, vor denen überwiegend Autos aus dem 7 km entfernten Frankreich stehen.

Hier regnet es nur... und dann..
...Hagelchauer aus dem Nichts


Ich mache eine längere Rast in der Bar neben der Tankstelle, denn es schauert wieder eine Stunde lang.











So entscheide ich mich, nach Bielsa weiter zu gehen. Da das Wetter mir zurzeit zu instabil für die Pineta-Route ist und ich keine Tage übrig habe, um im Pineta-Tal auf trockenes Wetter zu warten, werde ich die Umwegroute gehen, die Wolfgang in seinem Bericht auch erwähnt.

Kaffeepause in Parzan

In Bielsa soll es laut Guide auch Bergsport-Läden geben, so werde ich morgen in Ruhe meinen Poncho regenfest machen, was ich leider zuhause vergessen habe. Mein Poncho ist leider total wasserdurchlässig, was nicht gerade funktionell ist.







Gehe kurz vor 6 Uhr nach Bielsa los und checke im Los Valles 45 Min später ein.

Rio Barrosa kurz vor Bielsa


Bei Tapas und einem Glas Rotwein lasse ich über dem Spanisch-Wörterbuch den Tag ausklingen. Die Wettervorhersage sagt für die nächsten Tage Regen und Gewitter an, so bin ich mit meiner Entscheidung zufrieden.
Übernachtung: Hostal Los Valles, 38,50 (inkl. Frühstück).


15.9.2014 (Ruhetag)
Bielsa
Es gibt kein Imprägnierspray im ganzen Ort, genauso wenig wie es auch Bergsport-Läden gibt. Also imprägniere ich nach Grossmutter-Art: Kaufe Kerzen und reibe diese 2 Stunden lang in den Poncho ein. Anschliessend erhitze ich den Poncho von der Innenseite mit Heisswasser, damit das Wachs schmilzt und so seine imprägnierende Wirkung erhält.

Imprägnieren nach Grossmutter-Art
Fertig...


Plane anschließend die nächsten 2 Tage den Umweg über Lamiana und schreibe noch ein paar Karten.











Abends ruft Johannes an und wir vereinbaren, dass wir Kontakt halten, für den Fall, dass ich unterwegs mal Rat benötige. Er hat letztes Jahr mit Christel die Tour erfolgreich absolviert. Sehr schön von ihm zu hören!
Übernachtung: Hostal Los Valles, 38,50 (inkl. Frühstück).


Etappe 30, 16.9.2014, 9:45-17:15 (~6,5), 15 km
Bielsa >> Refugio Lamiana

Etappe 30

Meine Route über Lamiana führt zunächst über den GR 19.1 und später über den GR 15 bis zum Tagesziel. Direkt hinter Bielsa lädt der 19.1 die ersten 30 Minuten zum Frühsport.
 


Aber der Weg ist sehr angenehm, und ich laufe diesen Traumpfad bei optimalem Wetter. Nach 2 Stunden erreiche ich den eigentlichen Aufstieg zum El Portillo, dem Höhepunkt des Tages. Zuerst geht es durch einen Buchsbaum-Wald, später auch über vereinzelte Weiden, bis man bei 1700m die Baumgrenze erreicht.

Stinkmorchel
Zum Pass durch einen Buchsbaumwald


Der Aufstieg am Ende des Montinier- Tals ist teilweise steil, aber sicher zu bewältigen und gut markiert, wie der gesamte Weg heute.








Beeindruckend als Kulisse dient zur Rechten der Mollo Gran und zur Linken der Pena Altura.



Mollo Gran, 2475m hoch
Pena Altura-Grat

Am Pass El Portillo mache ich eine längere Rast und genieße die grandiose Aussicht ins Pineta-Tal. Hier oben schwirren noch Scharen von Schmetterlingen, dutzende Adler (oder doch Geier?) ziehen ihre Kreise.




Der Abstieg Richtung Tella ist dagegen unspektakulär und am Dolmen de Tella, wo man auf die Asphaltstraße kommt, wechselt mein Weg auf den GR 15 Richtung Escuain. 20 Min später erreicht man wieder die Teerstraße, wo Lamiana ein wenig oberhalb auch schon zu sehen ist.

Hinauf zum Pass El Portillo, 2067 m


Dort angekommen ist das Montana-Haus leider verschlossen. 50m weiter sehe ich 2 junge Kerle, die an ihrer Canyoning-Ausrüstung hantieren und es stellt sich heraus, dass dort unterhalb des Dörfchens das eigentliche Refugio ist.

Aussicht vom El Portillo
Schafskadaver beim Abstieg

Ich checke bei der etwas älteren und netten Wirtin ein, die offensichtlich mit einem neuen Gast nicht gerechnet hat. Das Refugio ist sehr gepflegt und ich bin mit meinem Zimmer zufrieden. 




 


Als es gegen 7 Uhr wieder zu regnen und gewittern beginnt, wird meine Entscheidung, den Pineta zu umgehen, ein weiteres Mal bestätigt.




Das Abendessen wird im Montana-Haus serviert. Dort steht die ganze Familie der Wirtin in der Küche, die ebenfalls im Montana-Haus zu Abend speisen. Am einzig besetzten Nebentisch sitzen die 2 jungen Männer von vorhin und eine junge Frau. Es stellt sich heraus, dass sie aus Belgien sind und Lamiana regelmäßig als Stützpunkt für ihre alljährlichen Canyoning-Touren in dieser Gegend nutzen.

Lamiana
Gewitterwolkem am Castillo Mayor
 
Da es Frühstück erst ab halb 9 gibt und ich da schon unterwegs sein will, macht mir die Wirtin freundlicherweise eine Thermoskanne Kaffe inklusive Fresspaket für morgen früh zurecht.






Als ich um halb 11 zu Bett gehe, regnet und blitzt es immer noch.
Übernachtung: Refugio Lamiana, 30 Euro (inkl. Kaffee, Apfel, Donuts).


Etappe 31, 17.9.2014, 7:40-15:30 (~6,5), 19 km
Refugio Lamiana >> Refugio San Vicenda

Etappe 31

Als ich früh wach bin regnet es immer noch. Gegen 7 Uhr hört es dann glücklicherweise doch noch auf. Gepackt habe ich gestern Abend schon, also habe ich bis zum Tagesanbruch noch etwas Zeit, um den mittlerweile lauwarmen Kaffee aus der Thermoskanne zu genießen.
Ich starte noch vor 8, als es etwas heller wird.



Bis Escuain ist es ein schöner Pfad, nur die nassen Sträucher stehen buchstäblich Spalier, ich werde links wie rechts nass.








Gegen 10 erreiche ich Escuain und mache eine kleine Rast. Kurz dahinter an der Grenze zum Ordesa-Nationalpark verfehle ich eine Markierung, fühle mich aber auf dem richtigen Weg, da San Vicenda ausgeschildert ist. Als ich bemerke, dass ich den nördlichen Weg um die beiden Tozal-Hügel laufe, lohnt es sich nicht mehr klein Kehrt zu machen.



Am Ende des Forstweges treffe ich einen Ranger des Parks und er erklärt mir den besten Weg zum Pass Cuello Viceto: über den Bach Forca Martin, durch den dichten Wald am Hang und zum Pass, der weiter links ist.


Kuhkadaver am Cuello Viceto


Ich mache ein Foto von dem Gelände dorthin, das soll mir bei der Orientierung helfen, denn es gibt keinen Pfad hinauf.

Das Foto hilft mir tatsächlich auf dem 400 Meter hohen Aufstieg die kürzeste Strecke zu halten.



Am Canon Anisclo komme ich erst um 15:30 Uhr an. Auch hier treffe ich auf einen Ranger und frage ihn, wie lange es zum Goriz dauert. Mindestens 4 Std meint er. Da es nur noch etwa 4,5 Stunden Tageslicht gibt steht fest: zu riskant ins Finstere zu kommen. Auf einigen Etappen habe ich schon aus unterschiedlichsten Gründen Zeit verloren und 30 Minuten Puffer sind mir einfach zu wenig.

Canon Anisclo
San Vicenda


Als ich ihm sage, dass ich mich deswegen im Refugi San Vicenda einquartieren werde, schaut mich der Ranger zuerst verwundert an und meint dann nur, dass er von den Wanderern solche vernünftigen Entscheidungen nicht gewöhnt sei.


Laufe mit dem Ranger an der Hütte vorbei und er zeigt mir noch die 10 Minuten entfernte Quelle, wo ich mein Wasser auffrische.

Für eine Nothütte ist San Vicenda ordentlich. Da sie einen Kamin hat, sammle ich Holz, um am Abend ein Feuer zu haben. Durch die Imprägnieraktion in Bielsa habe ich sogar noch 2 Kerzen dabei, und somit etwas mehr Licht.
Der Nachmittag wird noch schön sonnig und ich genieße die Aussicht des sehenswerten Anisclo-Tals, ein echtes Highlight!



 Als ich vor der Hütte in der Sonne über der Wanderkarte sitze, setzt sich 100 Meter daneben ein Geier auf einen Felsen. 









Er sitzt dort insgesamt 3 Stunden lang und wir beobachten uns die ganze Zeit über gegenseitig. Der erste Geier, den ich in der freien Natur sehe, ein wirklich faszinierender Anblick!


Ein wenig Gemütlichkeit...
Zu essen habe ich noch Salami, Käse, einen Apfel, Schokoriegel, 1 Muffin und Studentenfutter, bin also ausreichend versorgt. Kurz bevor die Sonne untergeht, zünde ich den Kamin an und kann zudem so meine klammen Schuhe am gemütlichen Feuer etwas trocknen.
Übernachtung: Refugio San Vicenda



Etappe 32, 18.9.2014, 9:45-15:15 (~4,75), 8 km
Refugio San Vicenda >> Refugio Goriz

Etappe 32

Als ich um halb 8 aufstehe, ist es noch dunkel und es nieselt. Irgendwann in der Nacht lungerte ein Wildschwein an der Hütte, doch mit der Taschenlampe habe ich es verscheuchen können. Um 8 Uhr fängt es stärker an zu regnen, so packe ich in aller Ruhe und schaue dem Wetter zu. Das Wildschwein von letzter Nacht lässt sich nochmal mit seinen 2 größeren Frischlingen vor dem Haus blicken, bemerken mich aber nicht.

Wildschwein vor der Hütte

 
Frühstücke 1 Muffin, 1 Müsliriegel und den Rest vom Käse, fege die Hütte und gehe erst um 9:45 los, als der Regen aufhört. Ziel ist heute das Refugio Goriz, also keine lange Etappe.







Nach nur ein paar Minuten beginnt der Abstieg in den Canon Anisclo. Die Schlucht ist beeindruckend! Bisher die schönste der ganzen Tour.

Canon Anisclo von oben
Canon Anisclo

Auf dem steilen felsigen Abstieg muss man sehr vorsichtig sein, da alles durch den Regen glitschig ist.










Kurz vor dem Fuen Blanco kommt mir der erste Mensch entgegen und sagt, dass er seit 3 Stunden von Goriz unterwegs ist. Da ist es 11 Uhr und ich erst eine gute Stunde auf dem Weg.
Kurze Zeit später, wo sich die Täler Anisclo und Pardina treffen, stoße ich wieder auf den GR 11.

Wieder auf dem GR 11
Fuen Blanca

Dort beginnt der knackige 2,5-stündige Aufstieg zum Col d’Arrable.
Kurz vor dem Pass ist noch eine leichte Kletterpartie zu absolvieren.







Der Coll selber ist trist, man könnte sich auch auf dem Mond befinden.

Kurz vor dem Refugio hat man einen beeindruckenden Blick ins Ordesa-Tal. Dort geht es aber erst morgen hinab.

Rückblick zum Canon Anisclo
Ein wenig Kraxelei




Im Refugio ist für einen Donnerstag Mitte September ziemlich viel los.









Die meisten Gäste waren auf dem 3300m hohen Monte Perdido, oder wollen noch hinauf.
Ich checke ein und bestelle den ersten Kaffee des Tages. Auf mich wirkt das Refugio ein wenig wie eine Autobahnraststätte. Gut, dass kein Wochenende ist, denke ich, wie überfüllt es dann wohl ist, will ich gar nicht erst erleben.

Ordesa-Tal
Refugio Goriz

Gestern hätte ich es wahrscheinlich nicht mehr bei Tageslicht zum Goriz geschafft, so bin ich froh über meine Entscheidung bei Vicenda zu übernachten.









Der Aufstieg heute war eher mental als körperlich kräftezehrend.
Zum leckeren Diner habe ich sehr nette Tischnachbarn und gute Unterhaltungen.
Übernachtung: Refugio Goriz, 37,40 Euro (HP).


Etappe 33, 19.9.2014, 9:45-15:15 (~5), 18 km
Refugio Goriz >> Torla

Etappe 33

Um halb 7 stehe ich auf, denn es hat eh keinen Zweck, noch liegen zu bleiben. Neben mir liegt ein englischer Schnarcher, der schon bei meiner Ankunft besoffen war. Vom Feinsten. Nachts hat es wieder durchgeregnet und gewittert.

Valle de Ordesa
Da ich noch total satt vom Diner gestern bin, tausche ich beim Wirt kurzerhand das Refugio-Frühstück gegen eine Kaffee-Flatrate ein, was kein Problem ist. Es regnet noch bis 8 Uhr, und als alle Perdido-Wanderer weg sind, kann ich in Ruhe im engen Schlafsaal packen. Als ich um 9 Uhr abmarschbereit vor dem Refugio stehe, sehe ich einen Gast, der als einziger auch noch einen großen Rucksack dabei hat. Wir unterhalten uns (auf englisch), und es stellt sich heraus, dass er den GR11 in die andere Richtung läuft. Zu einer gewagten Jahreszeit, denke ich.


Ich erzähle ihm von meinen letzten Tagen, und dass er Pineta lieber umgehen sollte bei der Wetterlage. In seinem Guide sind nur wenige gute praktische Tipps, wie er erzählt, aber er hat aktuelle und ausführliche Karten, die ich bei meiner Vorbereitung nie gesehen habe.


Ordesa-Tal
Ich zeige ihm den Weg, den ich hierher genommen habe. Er ist sichtlich erfreut über den Tipp mit San Vicenda und Lamiana, da, er eher ein kleines Budget hat.
Er ist dankbar für jede Information, die ich ihm geben kann, und als ich vom Highlight Anisclo erzähle, ist er erst recht überzeugt, den sichereren Weg einzuschlagen.





Wir verquatschen uns regelrecht und so komme ich erst um viertel vor 10 los.
Ich fühle mich fit und beim Abstieg ins Tal spüre ich zum ersten Mal meinen Rucksack nicht.
Das Ordesa-Tal ist von unten aus gesehen noch ansprechender als von oben. Ein regelrecht visueller Genuss! Und die Sonne kommt auch pünktlich zum Vorschein, um das Panorama zu unterstreichen. Kurz bevor der bewaldete Teil beginnt, schaue ich nochmal zurück. Auf dem Perdido liegt auf ca. 3300m tatsächlich etwas Schnee. Was heute Morgen 1000m tiefer als Regen herunterkam ist dort oben als Schnee gelandet.

Auf dem Monte Perdido (3355m) liegt oben eine dünne Schneedecke



Ich komme durch den unteren Teil im Schatten der Bäume weiter gut voran.
Mein Weg führt zum Sackgassenende der Asphaltstraße, von wo aus man ins Ordesa-Tal hinkommt. Je näher ich dem Parkplatz dieser Straße komme, umso mehr Leute kommen mir entgegen. Und ohne darauf zu achten, fällt mir, wie Wolfgang vor 6 Jahren, der Parfümgeruch der Leute merklich auf. Auch das Hola lasse ich irgendwann weg, man merkt, dass sich die Leute eher grüßen, je weiter sie der Zivilisation entfernt sind.
Gegen 1 Uhr erreiche ich den Parkplatz und mache im anliegenden Restaurant eine Kaffeepause.




Weiter geht es links des Azaro-Flusses über einen schönen Pfad bis nach Torla, wo ich kurz vorher den GR11 verlasse, da dieser nach Norden geht und Torla 3 km südlich liegt.
Bei bestem Wetter erreiche ich Torla zur Siesta-Zeit. Nach einem kleinen Rundgang checke ich im L’Atalya ein. Habe als einziger Gast das Mehrbettzimmer mit 3 Duschen, 3 Toiletten und 1 kleinen Balkon, wo ich gleich die gewaschenen Sachen aufhängen kann.

Richtung Torla
Innenhof vom L'Atalya
Der Preis scheint hitverdächtig: 28 Euro mit Abendessen und Frühstück! Wie ich vom Wirt erfahre ist das zurzeit die schwächste Jahreszeit in Sachen Tourismus. Soll mir recht sein.
In Torla gibt es alle Geschäfte, die man so braucht, bekomme Tabak zu kaufen und besorge auch die letzten Postkarten, die noch verschickt werden wollen.



Da ich nach Tagen endlich wieder Mobilverbindung habe, frage ich Johannes per SMS nach der Pipeline-Abkürzung, von der er mir letztes Jahr erzählt hat, und auf welcher Etappe die ist.
Zu meiner Überraschung ist die schon morgen und er schickt mir noch eine kleine Beschreibung, wie man diese am besten bewältigt.
Abends beim Essen bestelle ich Bolognese und Hühnchen, wobei die Bolognese definitiv schon vor Tagen gekocht wurde. Naja, irgendwoher muss der günstige Preis ja kommen, denke ich. Mit dem Rest zufrieden, gehe ich als einziger Gast im 10-Bett-Zimmer schlafen.
Übernachtung: Hostal L‘ Atalya 28 Euro (HP).

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