Das
gute und üppige Frühstück im Refugi rundet den hervorragenden Eindruck des Hauses
ab. Es ist eine Top-Adresse auf dem GR11!
Da
ich mit dem Packen hinterher bin, gehen Christel und Johannes schon mal 5
Minuten vor.
Meine
Kondition ist so gut, dass ich mit meinem Tempo praktisch spielen kann und 3
Stunden später am Pass gönne ich mir den einzigen Gipfel der gesamten Tour,
indem ich spontan auf den Gipfel des Pic Cauvo steige.
Sonnenaufgang in Estaon |
Beim planmäßigen Abstieg zum verlassenen Örtchen Dorve verpasse ich eine Markierung und komme an einem Abgrund an, dem Cap de l‘Escobedo. Ich bin zu weit oben vom Weg, der irgendwo nordwestlich im Wald unter mir verläuft. Statt zurück zu laufen, versichere ich mich mittels Karte, dass ich querfeldein den Hang herunter automatisch auf den Weg treffen muss.
Also mache ich 45 Minuten querfeldein lang „Kamikaze“ durch den Wald und treffe schließlich wieder auf den GR11.
Beim Queren des Kamms auf die Südseite beginnt dann der „bescheidenste“ Teil der bisherigen Tour. Man muss etwa 300 hm bis Dorve über eine Weide runter, wo etwa 800 Kühe und 500 Pferde den kompletten Hang bewohnen.
Estaon von oben gesehen |
Das viele Vieh hat ein gitterartiges Wegenetz getrampelt, dadurch ist kein offizieller Wanderweg mehr auszumachen.
Die beste Möglichkeit ins Vall d‘Aneu zu kommen ist querfeldein den fladenüberzogenen Hang hinab. Kurz vor Dorve geht es auch noch durch einen Gülle-Kanal bis ins verlassene Dorf.
Jemanden
auf einem Fernwanderweg durch so eine Weide zu schicken grenzt ein wenig an
Schikane, denke ich noch.
In
La Guingeta angekommen treffe ich Christel und Johannes am Hostal Cases, wo es
erst um 9 Uhr Essen gibt. Hervorragend aber spät.
Übernachtung:
Hostal Cases, 40 Euro (inkl. Frühstück)
Etappe 21, 22.6.2013, 9:30 – 12:15 (~
3h), 10 km
Es ist
Vollmond, und so schlafe ich, wie immer dann, sehr schlecht. Und verschlafe wie
jeden Monat.
So
bin ich beim Frühstück noch ziemlich müde, als es Tortilla mit Ei und Kaffee gibt.
Christel und Johannes sind beim Packen voraus und gehen schon mal paar Minuten vor.
Das
Wetter heute ist ein Traum, Sonne pur und nicht zu heiß. Der Aufstieg nach Jou
ist herrlich! Ich komme gut voran, bin in einer knappen Stunde oben. Heute
fliegen unendlich viele Schmetterlinge entlang des Weges, so gelingt mir das
ein oder andere Foto von den Faltern, die in der Regel nicht lange auf den
Fotografen warten.
Von Jou aus geht’s die Straße nach Espot, ich habe gute Laune und gute Beine. Mein Tempo ist so ordentlich, dass ich beim letzten Kilometer vor Espot Christel und Johannes einhole.
Von Jou aus geht’s die Straße nach Espot, ich habe gute Laune und gute Beine. Mein Tempo ist so ordentlich, dass ich beim letzten Kilometer vor Espot Christel und Johannes einhole.
Kirche in Jou |
Kurz
vorm Ort kommen wir an den Hochwasserschäden der letzten Tage vorbei. Das
Hochwasser hat an einer Stelle sogar die halbe Asphaltdecke weggespült.
Das passt insgesamt zu allen bisherigen Eindrücken, die wir erfahren haben. Der Winter war lang und schneereich. Und dauert immer noch nach.
Das passt insgesamt zu allen bisherigen Eindrücken, die wir erfahren haben. Der Winter war lang und schneereich. Und dauert immer noch nach.
Kurz vor Espot |
In
der Pension Pamira werden wir fündig und sind mit den guten Zimmern zufrieden.
Da die Sonne heute den ganzen Tag über strahlt und noch eine Weile scheinen
wird, wasche ich alle meine Klamotten inkl. Schuhen und stelle sie nach draußen
zum Trocknen. Mal sehen, ob diese morgen früh trocken sein werden.
Nachmittags
kaufen wir noch Lebensmittel für die nächsten Tage, wo es durch den ersten
Nationalpark ohne irgendwelche Läden geht, setzen uns in der Ortsmitte auf eine
Bank und trinken Bier aus der Dose in der Sonne.
Wie dieses Bild auf die anderen wirkt, wollen wir lieber nicht wissen, aber es geht uns gut. Wenige Meter neben unserer Bank sehen wir ein Paar, das den gleichen deutschen Guide durchblättert, den wir auch alle haben. Es ergibt sich aber keine Situation für ein Gespräch. Aber wir sollen das nette Pärchen noch wiedersehen.
Wie dieses Bild auf die anderen wirkt, wollen wir lieber nicht wissen, aber es geht uns gut. Wenige Meter neben unserer Bank sehen wir ein Paar, das den gleichen deutschen Guide durchblättert, den wir auch alle haben. Es ergibt sich aber keine Situation für ein Gespräch. Aber wir sollen das nette Pärchen noch wiedersehen.
Wahrzeichen in Espot |
Nach
dem guten Abendessen im Pamira geht es direkt müde ins Bett. Ein schöner
Fast-Ruhetag.
Übernachtung:
Pension Casa Pamira, 40 Euro (HP).
Etappe 22, 23.6.2013, 10:15 – 15:00
(~ 3,5h), 12 km
Meine
Schuhe sind leider nicht ganz trocken geworden, und so beschließe ich unterwegs
mal länger Halt zu machen, um zu versuchen diese in der Sonne ein wenig trocken
zu bekommen.
Das
Wetter ist schön, der Weg im Valle de Espot herrlich. Es geht durch Wald und
Wiesen, und im Schatten der Bäume läuft es sich prima. An der Grenze zum
Nationalpark Aigüestortes finde ich
unter einem Baum einen schönen Platz zum Rasten und kann Schuhe und Socken in
die Sonne stellen.
50 Meter weiter ist der Weg vom Parkplatz zum Mauricio-See, wo dutzende Tageswanderer unterwegs sind. Da heute Sonntag und Morgen außerdem ein Feiertag in Spanien ist, könnte es auf der Hütte heute voll werden. Die Menschenmassen am Mauricio deuten schon mal darauf hin. Ab dem See ist es bewölkt, es wird auch merklich kühler.
50 Meter weiter ist der Weg vom Parkplatz zum Mauricio-See, wo dutzende Tageswanderer unterwegs sind. Da heute Sonntag und Morgen außerdem ein Feiertag in Spanien ist, könnte es auf der Hütte heute voll werden. Die Menschenmassen am Mauricio deuten schon mal darauf hin. Ab dem See ist es bewölkt, es wird auch merklich kühler.
Als ich am etwas höher gelegenem See Estany
Ratera ankomme, kriege ich einen kleinen Schock: Hier auf 2000m liegt noch
richtig viel Schnee!
Und der Weg zum Refugio ist teilweise
komplett mit Schneefeldern zu.
Schmelzwasser oberhalb Ratera |
Ich frage mich gerade, wie es erst 300 m höher
aussehen soll. Christel und Johannes sind sehr zuversichtlich, ich zweifle
dagegen, ob ich mir nicht besser in Espot Steigeisen hätte holen sollen.
Im Refugio Amitges angekommen ist es zwar gut besucht, aber kein Problem, noch 3 Betten zu erhalten. Hier kommt auch das deutsche Pärchen an, das wir gestern in Espot gesehen haben. Constance und Patrick kommen aus Berlin, wollten den Hang gegenüber hochwandern und fanden irgendwann im Schnee und Nebel keine Markierung mehr. So sind sie bei der Wetterlage ins Refugio gekommen.
Aber für die nächsten Tage ist Sonne
angesagt, und hoffentlich kommen wir so gut voran.
Zum Diner bekommen wir 5 einen „deutschen“
Tisch, wo wir das lobenswerte 3-Gänge-Menü zusammen schlemmen.
Constance und Patrick |
Übernachtung:
Refugio d‘Amitges, 40 Euro (HP).
Etappe 23, 24.6.2013, 9:15 – 15:00 (~ 4,5h), 9 km
Beim
reichhaltigen Frühstück erfahre ich, dass mein Schnarchen im stickigen
Schlafsaal bei einigen wohl leider angekommen ist. Der Tag beginnt also mit
einem schlechten Gewissen.
Kurz
nach 9 geht es bei schönstem Wetter los. Es hat zwar nur 5°C, aber die Sonne
lässt uns das nicht merken.
Ab
heute laufen wir zu fünft weiter, und bereits kurz hinter dem Refugio sehen
wir, was uns heute erwartet: das ganze Tal ist weiß. Eine schneereiche Tour
erwartet uns.
Ohne
Steigeisen muss man sehr konzentriert Schritt für Schritt machen, und ich bin
dankbar für jede Schuhtasche im Schnee, in die ich treten kann.
Da ist es passiert... |
Gegen
11 erreichen wir einen kleinen Sattel, an dem wir Rast machen.
Kurz
darauf steht ein nur ca. 8m hoher Hang zum Abstieg an. Dieser liegt im Schatten
und die Tritte sind klein und noch gefroren. Ich habe ein schlechtes Gefühl,
mit meinen selbstgeschnitzten Wanderstöcken da heil runter zu kommen, da ich sie
nicht in den gefrorenen Schnee rammen kann. Aber da die 4 vor mir es geschafft
haben, versuche ich es auch. An einer Stufe merke ich, dass ich nicht mehr
genug Halt habe, um noch einen Schritt sicher machen zu können. „Scheiße“, rufe
ich. Patrick kommt mir daraufhin zurück entgegen, wir tauschen die Stöcke. Doch
finde ich trotz diesen keinen festen Tritt und rutsche beim nächsten Schritt
den Hang ab. 50 Meter weiter und an 2 heraus ragenden Felsen vorbei, komme ich im
flacheren Teil des Hangs zum Stillstand.
Wie
automatisch macht mein Körper erstmal einen Verletzungscheck: nix schlimmes passiert.
Doch
dann sehe ich meine linke Hand bluten, die ich mir auf dem harten Eis
aufgeschürft habe, mein Unterarm brennt unterm Ärmel. Sonst nichts. Meine
erschrockenen Kameraden beruhige ich mit dem Satz: „Ich bin jetzt auch unten!“
Alle
erleichtert, dass nichts Schlimmes passiert ist, gehen wir weiter zum nächsten größeren
Felsen, wo der vorgetrampelte Pfad hinführt. Von dort sind es über den Schnee
nur noch etwa 300 Meter, die man bis zum Pass queren muss.
Kurz vor dem Schock |
Das Stück zum Pass |
Wir
rasten dort kurz und ich lasse bei dieser Gelegenheit alle vorgehen, um kurz für
mich sein zu können. Und als die 4 weg sind bekomme ich einen Schock. 15
Minuten nach dem Sturz. Ich sitze da und denke darüber nach, wieder zurück zu
gehen. So verunsichert bin ich. Etwa 20 Minuten lang schaue ich das letzte
Stück des Weges hoch und sehe auch, wo ich garantiert lande, wenn ich dort
abrutschen sollte: Felsen.
Irgendetwas sträubt sich in mir, dort lang zu gehen. Sitze wie versteinert einfach so da auf dem Felsen.
Irgendetwas sträubt sich in mir, dort lang zu gehen. Sitze wie versteinert einfach so da auf dem Felsen.
Auf
einmal ruft Christel vom Pass herunter: „Komm, wir warten auf Dich!“
Das
war der benötigte Weckruf. Ab da weiß ich, dass ich den Weg jetzt weitergehe. Ich
manipuliere mich gedanklich, indem ich mir vorstelle, wie ich oben heil ankomme
und denke an die viel schwierigeren Passagen vorher, die ich sicher gegangen
bin, bis ich laut sage: Ich schaff das!
Ich nehme mir vor, nicht links und rechts zu gucken, nur von einer Fußtasche zur nächsten zu kommen, ganz konzentriert. Ich schaffe es endlich problemlos zum Pass, und ab da bin ich auch wieder lockerer auf den Beinen. Denn das Gelände ist nun flacher und es kann nichts ähnliches mehr passieren wie vorhin.
Ich nehme mir vor, nicht links und rechts zu gucken, nur von einer Fußtasche zur nächsten zu kommen, ganz konzentriert. Ich schaffe es endlich problemlos zum Pass, und ab da bin ich auch wieder lockerer auf den Beinen. Denn das Gelände ist nun flacher und es kann nichts ähnliches mehr passieren wie vorhin.
Zum
Refugio Colomers ist der Weiterweg angenehm schön und meine Unsicherheit ist vorerst
wie verflogen.
Im
Refugio Colomers angekommen ziehe ich meine Jacke und Pulli aus und sehe mir
den brennenden Unterarm an. Durch das Schlittern über den harten Schnee bei dem
Sturz habe ich mir eine 15x5 cm große Verbrennung zugezogen. Vom Wirt der Hütte
bekomme ich eine Salbe dafür, denn so etwas hat meine kleine Wanderapotheke
nicht zu bieten.
Den Nachmittag verbringen wir damit, auf der Terrasse die Sonne zu genießen, über meinen Sturz zu sprechen und festzustellen, wie naiv es eigentlich ist, so schlecht ausgerüstet in einer so verschneiten Gegend zu sein.
Den Nachmittag verbringen wir damit, auf der Terrasse die Sonne zu genießen, über meinen Sturz zu sprechen und festzustellen, wie naiv es eigentlich ist, so schlecht ausgerüstet in einer so verschneiten Gegend zu sein.
Dabei haben wir aber als Trost und Ablenkung ein Panorama, das unschlagbar ist: Sonne, Schnee, Berge und davor den See Lac de Colomers.
so sah das aus.. |
Für den nächsten Tag entschließe ich mich den längeren Originalweg zu gehen, anstatt über die höhere, komplett verschneite Ebene über Port de Caldes, den meine Freunde nehmen wollen.
Damit trenne ich mich morgen von der sympathischen Gruppe und gehe alleine. Alle verstehen das. Ich habe einfach kein gutes Gefühl über den zugeschneiten GR 11-18 zu gehen und höre auf meine innere Stimme.
Beeindruckt
vom heutigen Tag gehe ich schon kurz nach dem Abendessen ins Bett.
Übernachtung:
Refugio Colomers, 40 Euro (HP).
Etappe
24, 25.6.2013, 9:15 – 17:00 (~ 5,5h+2), 25 km
Zum
Frühstück gibt es Zwieback und Kekse als Brot. Aber das ist mir unwichtig. Denn
ich muss mich von den lieben Weggefährten aufs erste verbabschieden. Patrick
macht ein verschmitztes Gesicht dabei, der Grund dafür soll sich am Ende des
Tages noch zeigen.
Die
lieben Kollegen gehen den GR11-18 oben weiter, ich mache mich auf den Normalweg
auf.
Dieser
geht im Tal des Arriu d’Aiguamog entlang.
Doch schon nach dem ersten Aufstieg muss ich feststellen, dass in diesem Jahr anscheinend noch niemand hier entlang gekommen ist. Über dem Pfad liegen dutzende Schneefelder, die man queren muss, die keine einzige Fußspur aufweisen. Manche kann man nur umgehen, da sie zu steil sind.
Doch schon nach dem ersten Aufstieg muss ich feststellen, dass in diesem Jahr anscheinend noch niemand hier entlang gekommen ist. Über dem Pfad liegen dutzende Schneefelder, die man queren muss, die keine einzige Fußspur aufweisen. Manche kann man nur umgehen, da sie zu steil sind.
Als ich für ein Schneefeld 50 Meter Umweg absteigen muss, um es zu überwinden, schaue ich auf die Karte, ob ich nicht den parallelen Feldweg weiter talwärts gehen kann. Bedeutet zwar einen längeren Weg, aber wenn es schneefrei ist, soll es mir recht sein. Die Karte sagt, dass der Weg auch zum Prüedo-Hof führt, also entscheide ich mich, diesen zu nehmen.
Dieser
Weg weist alle möglichen Zerstörungen auf, streckenweise weggespült von wilden Bächen,
Erdrutschen, Schlammlawinen und entsprechend entwurzelte Bäume und Felsen, die
auf dem Weg liegen.
Ein insgesamt deutliches Bild, was der Winter noch im Sommer anrichten kann. Geräumt ist noch nichts, ich schätze weil es noch keinen Sinn ergibt. Es ist noch viel Schnee oben, der sicher noch runterkommen wird.
Ein insgesamt deutliches Bild, was der Winter noch im Sommer anrichten kann. Geräumt ist noch nichts, ich schätze weil es noch keinen Sinn ergibt. Es ist noch viel Schnee oben, der sicher noch runterkommen wird.
Bei
Prüedo, wo ich Richtung Süden gehen soll, verlaufe ich mich nach Westen. Die
Karte ist aus 2005 und die wenigen Schilder weisen nichts aus, was auf dieser
Karte auszumachen ist. Ich laufe über 1 Stunde falsch, bis ich schließlich umkehre.
Erst gegen 2 Uhr erreiche ich den Parkplatz im Valle de Rius, wo es das Tal hochgeht.
Am Prüedo-Hof |
Erst gegen 2 Uhr erreiche ich den Parkplatz im Valle de Rius, wo es das Tal hochgeht.
Dort
mache ich Rast und studiere den Weiterweg auf der Karte. Die einzige
Unterkunft, die in meine Richtung heute noch erreichbar ist, ist Refugio
Restanca.
Ich habe kaum noch Wasser und weder im Guide noch auf der Karte lässt sich eine Quelle in der Nähe ausmachen. Also geht’s zuerst mal über den zum Teil weggeschwemmten Weg und anschliessend einen knackigen Pfad hinauf zum Refugio.
Ich habe keine Eile, damit mir das Wasser nicht ausgeht, und kehre um
17 Uhr im Restanca ein.
Ich habe kaum noch Wasser und weder im Guide noch auf der Karte lässt sich eine Quelle in der Nähe ausmachen. Also geht’s zuerst mal über den zum Teil weggeschwemmten Weg und anschliessend einen knackigen Pfad hinauf zum Refugio.
Das war mal eine Strasse |
Hier
treffe ich auf Christel, Constance, Johannes und den Schlingel Patrick wieder,
der mir sagt, dass er wusste, dass wir uns hier wiedersehen würden. Jetzt kann
ich sein verschmitztes Gesicht von heute Morgen auch deuten.
Als wir auf das gute Essen warten, erzählen sie, wie kompliziert ihr Weg heute war. Alles voller Schnee und dadurch kaum Orientierung, welchen Pass man gehen muss. Nur mit Hilfe einer Gruppe mit GPS, aber vor allem dem gesunden Menschenverstand haben sie den richtigen Pass finden können. Eine irre Etappe für die 4. Habe mächtig Respekt!
Refugio Resanca |
Wir verbringen zusammen einen spaßigen Abend und können viel lachen. Ein schöner Tag!
Übernachtung: Refugio Restanca, 39 Euro (HP).
Etappe 25, 26.6.2013, 9:00 – 16:00 (~ 5,5h), 12 km
Trotz
2 Decken habe ich nachts gefroren, fühle mich aber sehr fit nach dem Aufstehen.
Ich habe nur noch Tabak für 1 dünne Zigarette und muss heute erst mal ohne
auskommen.
Das
Wetter ist wie in den letzten Tagen top!
Heute
geht es fast nur westlich entlang des Ribera de Rius. Wider Erwarten
verunsichern mich die vielen Schneefelder nicht. Das bestätigt meine gestrige
Entscheidung, eine fast schneefreie Etappe einzulegen. Dadurch ist meine
Schneeunsicherheit endlich weg.
Das Panorama ist den ganzen Weg über erstklassig, und der Anblick des noch zugefrorenen Lac de Rius ist phänomenal! Ein Farbenspiel aus Weiß, Blau und Grün.
Das Panorama ist den ganzen Weg über erstklassig, und der Anblick des noch zugefrorenen Lac de Rius ist phänomenal! Ein Farbenspiel aus Weiß, Blau und Grün.
Am liebsten würde man über das Eis laufen, es ist jedoch am Rand deutlich zu dünn. Also umlaufen wir den See nördlich, so wie der GR11 offiziell verläuft.
Am
Pass Port de Rius machen wir Pause und ich hätte gern eine Zigarette. Mache
mein Handtelefon an, um zu sehen wie hoch wir sind. In 2350 m Höhe kommt
plötzlich eine SMS: „Danke für die Karte!“, schreibt Anne aus Köln und ich weiß
nun, dass die Post aus Andorra nicht die allerschnellste ist.
Wie in der Arktis... |
...sind aber die Pyrenäen |
Der nun folgende 800m tiefe Abstieg ins Vall de Vielha ist nicht körperlich, aber mental anstrengend.
Steil und permanent über Geröll und Felsen, erfordert es viel Konzentration und man kommt müde im Kopf unten an.
Gegen
4 Uhr kommen wir zum Refugio de Con Angles, ein sehr schönes Haus, laut Guide
nicht bewirtschaftet, aber das passt, denn der Guide ist älter als der
Wiederbetrieb.
Da wir noch Freizeit haben, bestellen wir ein Taxi bei der Wirtin, um nach Vielha zu fahren und das nötigste einzukaufen. Lebensmittel, Wanderstöcke und vor allem für mich: ein Päckchen Tabak.
Gut versorgt für den nächsten Tag verbringen wir den Abend bei leckerem Essen und Wein.
Da wir noch Freizeit haben, bestellen wir ein Taxi bei der Wirtin, um nach Vielha zu fahren und das nötigste einzukaufen. Lebensmittel, Wanderstöcke und vor allem für mich: ein Päckchen Tabak.
Gut versorgt für den nächsten Tag verbringen wir den Abend bei leckerem Essen und Wein.
Vor dem Refugio taucht ein Pärchen aus Norddeutschland auf, sie wollen ab morgen auch den GR11 Richtung Westen gehen, aber heute zelten. Somit sind wir 5 die einzigen Gäste im sehr angenehmen Refugio de Con Angles.
Übernachtung:
Refugio de Con Angles, 35 Euro (HP)
Nach
einem herzhaften Frühstück kaufe ich heimlich beim Wirt eine Flasche Wein. Da
es heute der letzte gemeinsame Abend wird, ich muss ja ab morgen zurück, habe
ich ein kleines Abschiedsessen auf der Nothütte Refugio d’Angles geplant. Mein
Rucksack ist dadurch schon etwas schwerer, aber mittlerweile ist die Kondition
so gut, dass ich das unterwegs überhaupt nicht bemerke.
Hochwasserschaden |
Auf
dem Weg zum Stausee Embalse de Baserca können wir einige Schäden sehen, die das
Schmelzwasser aus den Bergen angerichtet hat. Unter anderem steht eine kleine
Brücke ohne den Zugang da, sie ist völlig umspült worden und steht wie skelettiert
über dem Besiberri-Bach.
Am nördlichen Rand des Baserca geht es über die Straße und im d‘Anglos-Tal, entlang des Riu Bueno weiter.
Nach
etwa 2 km durch den Wald machen wir kurz Rast, bevor es steil aufwärts geht.
Dort treffen wir auch wieder auf das Pärchen von gestern Abend, Miriam und
Bernie aus Niedersachsen.
Die Passage nach oben ist richtig knackig. Obwohl bereits 4 Wochen „im Training“, muss ich mich ganz schön quälen, um nach knapp 3 Stunden den Aufstieg zu bewältigen.
Die Passage nach oben ist richtig knackig. Obwohl bereits 4 Wochen „im Training“, muss ich mich ganz schön quälen, um nach knapp 3 Stunden den Aufstieg zu bewältigen.
Oben
angekommen sieht man gleich die Hütte.
Drumherum sind noch viele Schneefelder und ich muss einen Weg über den Bach suchen, der ganz ordentlich Wasser führt.
Drumherum sind noch viele Schneefelder und ich muss einen Weg über den Bach suchen, der ganz ordentlich Wasser führt.
Am
Nachmittag genießen wir das sonnige Wetter und das sehr schöne Panorama.
Da noch genug Zeit ist, gehen Christel und Johannes ohne Rucksack Richtung Coll Llauset, um zu sehen, ob dieser zurzeit passierbar ist. Leider nicht, da zu viel Schnee. Also geht’s für mich morgen sicher Richtung Aneto, um von dort irgendwie so langsam nach Bilbao zum Rückflug zu kommen.
Murmeltier |
Refugi d'Angles |
Christel und Johannes kundschaften auf der Karte einen Umweg entlang des Estany Llauset aus und wollen ihn morgen als Umweg versuchen.
Abends
tische ich meine kleine Überraschung auf zum letzen gemeinsamen Essen. Constance
hilft mir, dass keiner die Vorbereitungen in der Hütte stört, ohne zu wissen,
was ich eigentlich vorhabe und als ich laut zu Tisch rufe, kommen alle etwas
verwirrt herbei.
Die Zwerge gehen schlafen.. |
Das
bescheidene Abschieds-Abendessen besteht aus Baguette, Käse, Salami, Brot, Wein
und einer viergeteilten Birne als Nachtisch. Statt Butter gibt es Olivenöl aus
kleinen Fläschchen, die ich schon seit Andorra mithabe.
Die
4 sind alle auf dem linken Fuß erwischt aber begeistert. Überraschung geglückt,
und so schlemmen wir gemeinsam in der Hütte.
Refugi d'Angles |
Miriam
und Bernie, die 50m daneben zelten, kommen auch noch vorbei und so haben 7
deutsche Wanderer einen richtig schönen Abend mit Erfahrungsaustausch und
Geschichten von allen möglichen anderen Wanderungen und Reisen, die einem so
richtig Lust auf Mehr machen!
Die Übernachtung in der Hütte ist wie bei den 7 Zwergen: auf dem Schlafpodest liegen wir 5 nebeneinander in unseren Schlafsäcken. Und mit Schnarchen ist heute Zwerg Patrick dran.
Die Übernachtung in der Hütte ist wie bei den 7 Zwergen: auf dem Schlafpodest liegen wir 5 nebeneinander in unseren Schlafsäcken. Und mit Schnarchen ist heute Zwerg Patrick dran.
Übernachtung:
Refugio d‘Angles
Oben angekommen kann man sich für den letzten Tag keine bessere Aussicht wünschen: zurück das Tal des Riu Bueno und gleichzeitig auf der anderen Seite das Llauset-Tal bei bestem Wetter und bester Sicht, grandios!
Wir setzten uns trotzdem in den Hof, ich mache spontan mein Handtelefon an und bekomme prompt eine SMS, dass Johannes angerufen hat. Rufe direkt zurück und er sagt, dass er gleich mit Christel in Aneto ist. 5 Minuten später sehen wir uns wieder und haben doch noch einen weiteren Tag zusammen!
Etappe 27, 28.6.2013, 9:00 – 17:00 (~
5h), 14 km
Dank
Patricks zuverlässigem Gas-Kocher haben wir Warmwasser und einen Kaffee zum
Frühstück.
Christel
und Johannes sind früh abmarschbereit und wir verabschieden uns herzlich und mit
einem Lächeln!
Bin
traurig, heute schon den Nachhauseweg antreten zu müssen und muss feststellen:
Zeit ist der wirklich einzige Luxus, den es gibt.
Abschiedsfoto |
Constance,
Patrick und ich wollen heute zusammen nach Aneto laufen.
Zusammen
geht es eine Stunde den Geröllhang hinauf zum Coll de Llauset.
Oben angekommen kann man sich für den letzten Tag keine bessere Aussicht wünschen: zurück das Tal des Riu Bueno und gleichzeitig auf der anderen Seite das Llauset-Tal bei bestem Wetter und bester Sicht, grandios!
Wir
sehen von oben Christel und Johannes als Punkte entlang des Llauset entlang
gehen und rufen hinunter, wie es geht.
Sie
hören uns und Johannes ruft zurück, dass der Weg schwierig ist. Doch was er
damit meint sehen wir erst unten kurz vor dem Stausee. Ein Teil des Weges ist
von einem Bach schlicht weggeschwemmt. Wir müssen durchs Gelände improvisieren bis
wir am Rand des Sees sind.
Blick zurück vom Coll |
Da laufen sie... |
Nach
einer Weile entdecken wir durch den beleuchteten(!) Tunnel den Weg abwärts
durch das Stauwehr ins Llauset-Tal.
Ein wenig Konzentration ist beim Passieren von ein paar Bächen erforderlich, aber weiter unten im Tal ist es fast schon langweilig einfach.
Ein wenig Konzentration ist beim Passieren von ein paar Bächen erforderlich, aber weiter unten im Tal ist es fast schon langweilig einfach.
Wir
kommen an die Asphaltstraße nach Aneto, die wir locker abwärts laufen.
Constance
verliert auf dieser Straße ihre Jacke, die am Rucksack hing. Aber nicht für
immer, wie der verrückte Rest des Tages noch ergeben soll.
Stausee Llauset |
In
Aneto angekommen, finden wir nur 1 Bar, die offen hat. Allerdings nur noch 20
Minuten, dann ist Siesta.
Wir setzten uns trotzdem in den Hof, ich mache spontan mein Handtelefon an und bekomme prompt eine SMS, dass Johannes angerufen hat. Rufe direkt zurück und er sagt, dass er gleich mit Christel in Aneto ist. 5 Minuten später sehen wir uns wieder und haben doch noch einen weiteren Tag zusammen!
Sie
mussten umkehren, da die Brücke über den nördlichen Zufluss zum Llauset zerstört
ist und es keine Chance gab an einer anderen Stelle den reißenden Bach zu
überqueren.
Und
auf deren Weg abwärts findet Christel übrigens die Fleecejacke von Constance am
Wegesrand, erkennt sie als die ihre, und nimmt sie mit.
Aus
Aneto kommt man so gut wie gar nicht weg, also rufen wir uns ein Großraum-Taxi
nach Benasque. Schon weit davor im Esera-Tal sehen wir überall heftige
Hochwasserschäden. Das Hochsommerwetter und der überdurchschnittlich viele
Schnee in den Bergen liessen die Bäche und Flüsse mächtig anschwellen, was jetzt
unsere Aussicht prägt.
In
Benasque checken wir im Avenida-Hostal ein, was unser Taxifahrer noch auf der
Fahrt per Handy irgendwie organisiert hat.
Auf dem Weg nach Aneto |
In der
Touristen-Information erkundige ich mich nach meiner Fahrt nach Bilbao. Danach
kaufe ich mir noch in einem Sportgeschäft ein Paar Sneakers. Seit 30 Tagen zum
ersten mal wieder normale Schuhe an den Füssen. So muss ich die Rückreise nicht
in Wanderschuhen oder Brasil-Schlappen antreten und habe gleichzeitig eine
kleine Erinnerung.
Abends
essen wir diesmal das wirklich letzte Ma(h)l gemeinsam im Restaurant des Hotels
Llibrada. Nicht sehr zu empfehlen, keiner von uns 5 war mit seinem jeweiligen Menü
zufrieden.
Übernachtung:
Hostal Colomers, 39 Euro (HP).
29.6.2013 Abreise Benasque >> Saragoza
Das
letzte gemeinsame Frühstück, sehr schade, dass heute Abreise ist.
Verabschiede
mich herzlich von Christel und Johannes, die schon früh loswollen.
Adios
und alles Gute, Companeros!
Wir
bleiben danach weiter in Kontakt und machen im Herbst sogar eine gemeinsame
Wandertour im Stubaital.
Constance
und Patrick möchten in Benasque bleiben, aber das Hostal ist ausgebucht, und so
wollen sie zum Camping-Platz Aneto.
Christel
ruft nochmal an und berichtet, dass 2 Engländer von viel Schnee auf den
nächsten Touren berichtet haben und ich die Infos an die Berliner weitergeben
soll.
Constance
und Patrick wissen also Bescheid, bevor sie zum Camping aufbrechen.
Wir
verabschieden uns und werden ebenfalls in Kontakt bleiben.
Wir
waren eine harmonische und lustige Truppe! So ein Glück hat man nicht immer beim
Wandern.
Um
3 Uhr fährt mein Bus nach Saragoza. Größte Stadt seit 1 Monat, und für mich an
dem Abend eine neue Welt. Setze mich an den Riu Ebru Nahe der Altstadt und
beobachte das abendliche Treiben. Die vielen Menschen zu sehen ist mir absolut
ungewohnt geworden, obwohl ich selber in einer Millionenstadt lebe. Gegen 10 komme
ich zurück im Hotel an, da hat es immer noch 32°C.
Packe
meinen Rucksack abreisebereit, mein Zug fährt morgen um 8:30 Uhr nach Bilbao ab.
Übernachtung:
Hotel Eurostars, 38 Euro.
30.6.2013 Abreise Saragoza >> Köln
Ich
checke um 8 Uhr aus und kaufe am Bahnhof die Zugfahrkarte. Doch ich finde nicht
den richtigen Bahnsteig und frage mich durch, bis mir klar wird, dass mein Zug
ein Bus ist. Aber eine wortwörtlich erstklassige Alternative. Es ist ein 1.
Klasse Bus, man hat sogar einen eigenen Monitor vor sich am Platz. Und als die
Landschaft durchs Fenster nicht mehr so interessant ist, schaue ich mir einen der
verfügbarem Filme auf Spanisch an. Punkt 12 ist der Bus in Bilbao, wo man am geschäftigen
Busbahnhof in den Pendelbus zum Flieger umsteigt. In Paris am Charles-De-Gaulle
muss ich erneut boarden. Kein schöner Flughafen, aber dafür teuer. In Düsseldorf
gelandet, geht’s mit dem Zug weiter nach Köln.
Punkt
Mitternacht bin ich zuhause und in 7 Stunden schon werde ich von meinem Kollegen
zur Arbeit abgeholt. So muss ich ab jetzt noch ein gutes Jahr warten, bis ich
die Pyrenäen wiedersehe.
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