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Etappe 20, 21.6.2013, 9:00 – 16:30 (~ 6h), 14 km
Estaon >> La Guingeta 

Etappe 20

Das gute und üppige Frühstück im Refugi rundet den hervorragenden Eindruck des Hauses ab. Es ist eine Top-Adresse auf dem GR11!
Da ich mit dem Packen hinterher bin, gehen Christel und Johannes schon mal 5 Minuten vor.
Meine Kondition ist so gut, dass ich mit meinem Tempo praktisch spielen kann und 3 Stunden später am Pass gönne ich mir den einzigen Gipfel der gesamten Tour, indem ich spontan auf den Gipfel des Pic Cauvo steige.

Sonnenaufgang in Estaon

 Beim planmäßigen Abstieg zum verlassenen Örtchen Dorve verpasse ich eine Markierung und komme an einem Abgrund an, dem Cap de l‘Escobedo. Ich bin zu weit oben vom Weg, der irgendwo nordwestlich im Wald unter mir verläuft. Statt zurück zu laufen, versichere ich mich mittels Karte, dass ich querfeldein den Hang herunter automatisch auf den Weg treffen muss.

Also mache ich 45 Minuten querfeldein lang „Kamikaze“ durch den Wald und treffe schließlich wieder auf den GR11.








Beim Queren des Kamms auf die Südseite beginnt dann der „bescheidenste“ Teil der bisherigen Tour. Man muss etwa 300 hm bis Dorve über eine Weide runter, wo etwa 800 Kühe und 500 Pferde den kompletten Hang bewohnen.
Estaon von oben gesehen




Das viele Vieh hat ein gitterartiges Wegenetz getrampelt, dadurch ist kein offizieller Wanderweg mehr auszumachen.












Die beste Möglichkeit ins Vall d‘Aneu zu kommen ist querfeldein den fladenüberzogenen Hang hinab. Kurz vor Dorve geht es auch noch durch einen Gülle-Kanal bis ins verlassene Dorf.
Jemanden auf einem Fernwanderweg durch so eine Weide zu schicken grenzt ein wenig an Schikane, denke ich noch.




In La Guingeta angekommen treffe ich Christel und Johannes am Hostal Cases, wo es erst um 9 Uhr Essen gibt. Hervorragend aber spät.
Übernachtung: Hostal Cases, 40 Euro (inkl. Frühstück)


Etappe 21, 22.6.2013, 9:30 – 12:15 (~ 3h), 10 km
La Guingeta >> Espot

Etappe 21

Es ist Vollmond, und so schlafe ich, wie immer dann, sehr schlecht. Und verschlafe wie jeden Monat.
So bin ich beim Frühstück noch ziemlich müde, als es Tortilla mit Ei und Kaffee gibt. 
Christel und Johannes sind beim Packen voraus und gehen schon mal paar Minuten vor. 

Das Wetter heute ist ein Traum, Sonne pur und nicht zu heiß. Der Aufstieg nach Jou ist herrlich! Ich komme gut voran, bin in einer knappen Stunde oben. Heute fliegen unendlich viele Schmetterlinge entlang des Weges, so gelingt mir das ein oder andere Foto von den Faltern, die in der Regel nicht lange auf den Fotografen warten.



Von Jou aus geht’s die Straße nach Espot, ich habe gute Laune und gute Beine. Mein Tempo ist so ordentlich, dass ich beim letzten Kilometer vor Espot Christel und Johannes einhole.


Kirche in Jou
Kurz vorm Ort kommen wir an den Hochwasserschäden der letzten Tage vorbei. Das Hochwasser hat an einer Stelle sogar die halbe Asphaltdecke weggespült.




Das passt insgesamt zu allen bisherigen Eindrücken, die wir erfahren haben. Der Winter war lang und schneereich. Und dauert immer noch nach.



Kurz vor Espot
Da es nur eine kurze Etappe heute war, haben wir, in Espot angekommen, Zeit und Muße. Bis wir eine Unterkunft mit 3 freien Zimmern finden, müssen wir ein wenig Hin-und Her durch den Ort.
In der Pension Pamira werden wir fündig und sind mit den guten Zimmern zufrieden. Da die Sonne heute den ganzen Tag über strahlt und noch eine Weile scheinen wird, wasche ich alle meine Klamotten inkl. Schuhen und stelle sie nach draußen zum Trocknen. Mal sehen, ob diese morgen früh trocken sein werden.



Nachmittags kaufen wir noch Lebensmittel für die nächsten Tage, wo es durch den ersten Nationalpark ohne irgendwelche Läden geht, setzen uns in der Ortsmitte auf eine Bank und trinken Bier aus der Dose in der Sonne.

Wie dieses Bild auf die anderen wirkt, wollen wir lieber nicht wissen, aber es geht uns gut. Wenige Meter neben unserer Bank sehen wir ein Paar, das den gleichen deutschen Guide durchblättert, den wir auch alle haben. Es ergibt sich aber keine Situation für ein Gespräch. Aber wir sollen das nette Pärchen noch wiedersehen.





Wahrzeichen in Espot
Nach dem guten Abendessen im Pamira geht es direkt müde ins Bett. Ein schöner Fast-Ruhetag.
Übernachtung: Pension Casa Pamira, 40 Euro (HP).


Etappe 22, 23.6.2013, 10:15 – 15:00 (~ 3,5h), 12 km
Espot >> Refugio d‘Amitges

Etappe 22



Meine Schuhe sind leider nicht ganz trocken geworden, und so beschließe ich unterwegs mal länger Halt zu machen, um zu versuchen diese in der Sonne ein wenig trocken zu bekommen.




Das Wetter ist schön, der Weg im Valle de Espot herrlich. Es geht durch Wald und Wiesen, und im Schatten der Bäume läuft es sich prima. An der Grenze zum Nationalpark Aigüestortes finde ich unter einem Baum einen schönen Platz zum Rasten und kann Schuhe und Socken in die Sonne stellen. 


 50 Meter weiter ist der Weg vom Parkplatz zum Mauricio-See, wo dutzende Tageswanderer unterwegs sind. Da heute Sonntag und Morgen außerdem ein Feiertag in Spanien ist, könnte es auf der Hütte heute voll werden. Die Menschenmassen am Mauricio deuten schon mal darauf hin. Ab dem See ist es bewölkt, es wird auch merklich kühler.



Als ich am etwas höher gelegenem See Estany Ratera ankomme, kriege ich einen kleinen Schock: Hier auf 2000m liegt noch richtig viel Schnee! 

Schmelzwasser oberhalb Ratera
 Und der Weg zum Refugio ist teilweise komplett mit Schneefeldern zu.
Ich frage mich gerade, wie es erst 300 m höher aussehen soll. Christel und Johannes sind sehr zuversichtlich, ich zweifle dagegen, ob ich mir nicht besser in Espot Steigeisen hätte holen sollen.






Im Refugio Amitges angekommen ist es zwar gut besucht, aber kein Problem, noch 3 Betten zu erhalten. Hier kommt auch das deutsche Pärchen an, das wir gestern in Espot gesehen haben. Constance und Patrick kommen aus Berlin, wollten den Hang gegenüber hochwandern und fanden irgendwann im Schnee und Nebel keine Markierung mehr. So sind sie bei der Wetterlage ins Refugio gekommen.




Aber für die nächsten Tage ist Sonne angesagt, und hoffentlich kommen wir so gut voran.
Zum Diner bekommen wir 5 einen „deutschen“ Tisch, wo wir das lobenswerte 3-Gänge-Menü zusammen schlemmen.
Constance und Patrick

Übernachtung: Refugio d‘Amitges, 40 Euro (HP).


Etappe 23, 24.6.2013, 9:15 – 15:00 (~ 4,5h), 9 km
Refugio d‘Amitges >> Refugio Colomers

Etappe 23

Beim reichhaltigen Frühstück erfahre ich, dass mein Schnarchen im stickigen Schlafsaal bei einigen wohl leider angekommen ist. Der Tag beginnt also mit einem schlechten Gewissen.
Kurz nach 9 geht es bei schönstem Wetter los. Es hat zwar nur 5°C, aber die Sonne lässt uns das nicht merken.





Ab heute laufen wir zu fünft weiter, und bereits kurz hinter dem Refugio sehen wir, was uns heute erwartet: das ganze Tal ist weiß. Eine schneereiche Tour erwartet uns.

Da ist es passiert...
Ohne Steigeisen muss man sehr konzentriert Schritt für Schritt machen, und ich bin dankbar für jede Schuhtasche im Schnee, in die ich treten kann.







Gegen 11 erreichen wir einen kleinen Sattel, an dem wir Rast machen.
Kurz darauf steht ein nur ca. 8m hoher Hang zum Abstieg an. Dieser liegt im Schatten und die Tritte sind klein und noch gefroren. Ich habe ein schlechtes Gefühl, mit meinen selbstgeschnitzten Wanderstöcken da heil runter zu kommen, da ich sie nicht in den gefrorenen Schnee rammen kann. Aber da die 4 vor mir es geschafft haben, versuche ich es auch. An einer Stufe merke ich, dass ich nicht mehr genug Halt habe, um noch einen Schritt sicher machen zu können. „Scheiße“, rufe ich. Patrick kommt mir daraufhin zurück entgegen, wir tauschen die Stöcke. Doch finde ich trotz diesen keinen festen Tritt und rutsche beim nächsten Schritt den Hang ab. 50 Meter weiter und an 2 heraus ragenden Felsen vorbei, komme ich im flacheren Teil des Hangs zum Stillstand.
Wie automatisch macht mein Körper erstmal einen Verletzungscheck: nix schlimmes passiert.
Doch dann sehe ich meine linke Hand bluten, die ich mir auf dem harten Eis aufgeschürft habe, mein Unterarm brennt unterm Ärmel. Sonst nichts. Meine erschrockenen Kameraden beruhige ich mit dem Satz: „Ich bin jetzt auch unten!“


Kurz vor dem Schock
Das Stück zum Pass
Alle erleichtert, dass nichts Schlimmes passiert ist, gehen wir weiter zum nächsten größeren Felsen, wo der vorgetrampelte Pfad hinführt. Von dort sind es über den Schnee nur noch etwa 300 Meter, die man bis zum Pass queren muss.




Wir rasten dort kurz und ich lasse bei dieser Gelegenheit alle vorgehen, um kurz für mich sein zu können. Und als die 4 weg sind bekomme ich einen Schock. 15 Minuten nach dem Sturz. Ich sitze da und denke darüber nach, wieder zurück zu gehen. So verunsichert bin ich. Etwa 20 Minuten lang schaue ich das letzte Stück des Weges hoch und sehe auch, wo ich garantiert lande, wenn ich dort abrutschen sollte: Felsen.





Irgendetwas sträubt sich in mir, dort lang zu gehen. Sitze wie versteinert einfach so da auf dem Felsen.
Auf einmal ruft Christel vom Pass herunter: „Komm, wir warten auf Dich!“
Das war der benötigte Weckruf. Ab da weiß ich, dass ich den Weg jetzt weitergehe. Ich manipuliere mich gedanklich, indem ich mir vorstelle, wie ich oben heil ankomme und denke an die viel schwierigeren Passagen vorher, die ich sicher gegangen bin, bis ich laut sage: Ich schaff das!

Ich nehme mir vor, nicht links und rechts zu gucken, nur von einer Fußtasche zur nächsten zu kommen, ganz konzentriert. Ich schaffe es endlich problemlos zum Pass, und ab da bin ich auch wieder lockerer auf den Beinen. Denn das Gelände ist nun flacher und es kann nichts ähnliches mehr passieren wie vorhin.



Zum Refugio Colomers ist der Weiterweg angenehm schön und meine Unsicherheit ist vorerst wie verflogen.
Im Refugio Colomers angekommen ziehe ich meine Jacke und Pulli aus und sehe mir den brennenden Unterarm an. Durch das Schlittern über den harten Schnee bei dem Sturz habe ich mir eine 15x5 cm große Verbrennung zugezogen. Vom Wirt der Hütte bekomme ich eine Salbe dafür, denn so etwas hat meine kleine Wanderapotheke nicht zu bieten.

Den Nachmittag verbringen wir damit, auf der Terrasse die Sonne zu genießen, über meinen Sturz zu sprechen und festzustellen, wie naiv es eigentlich ist, so schlecht ausgerüstet in einer so verschneiten Gegend zu sein.







Dabei haben wir aber als Trost und Ablenkung ein Panorama, das unschlagbar ist: Sonne, Schnee, Berge und davor den See Lac de Colomers.



so sah das aus..

Für den nächsten Tag entschließe ich mich den längeren Originalweg zu gehen, anstatt über die höhere, komplett verschneite Ebene über Port de Caldes, den meine Freunde nehmen wollen.





Damit trenne ich mich morgen von der sympathischen Gruppe und gehe alleine. Alle verstehen das. Ich habe einfach kein gutes Gefühl über den zugeschneiten GR 11-18 zu gehen und höre auf meine innere Stimme.



Ausruhen am Lac d'Colomers

Beeindruckt vom heutigen Tag gehe ich schon kurz nach dem Abendessen ins Bett.
Übernachtung: Refugio Colomers, 40 Euro (HP).


Etappe 24, 25.6.2013, 9:15 – 17:00 (~ 5,5h+2), 25 km
Refugio Colomers >> Refugio Resanca

Etappe 24


Zum Frühstück gibt es Zwieback und Kekse als Brot. Aber das ist mir unwichtig. Denn ich muss mich von den lieben Weggefährten aufs erste verbabschieden. Patrick macht ein verschmitztes Gesicht dabei, der Grund dafür soll sich am Ende des Tages noch zeigen.
Die lieben Kollegen gehen den GR11-18 oben weiter, ich mache mich auf den Normalweg auf.
Dieser geht im Tal des Arriu d’Aiguamog entlang.

Doch schon nach dem ersten Aufstieg muss ich feststellen, dass in diesem Jahr anscheinend noch niemand hier entlang gekommen ist. Über dem Pfad liegen dutzende Schneefelder, die man queren muss, die keine einzige Fußspur aufweisen. Manche kann man nur umgehen, da sie zu steil sind.




Als ich für ein Schneefeld 50 Meter Umweg absteigen muss, um es zu überwinden, schaue ich auf die Karte, ob ich nicht den parallelen Feldweg weiter talwärts gehen kann. Bedeutet zwar einen längeren Weg, aber wenn es schneefrei ist, soll es mir recht sein. Die Karte sagt, dass der Weg auch zum Prüedo-Hof führt, also entscheide ich mich, diesen zu nehmen.




Dieser Weg weist alle möglichen Zerstörungen auf, streckenweise weggespült von wilden Bächen, Erdrutschen, Schlammlawinen und entsprechend entwurzelte Bäume und Felsen, die auf dem Weg liegen.

Ein insgesamt deutliches Bild, was der Winter noch im Sommer anrichten kann. Geräumt ist noch nichts, ich schätze weil es noch keinen Sinn ergibt. Es ist noch viel Schnee oben, der sicher noch runterkommen wird.
Bei Prüedo, wo ich Richtung Süden gehen soll, verlaufe ich mich nach Westen. Die Karte ist aus 2005 und die wenigen Schilder weisen nichts aus, was auf dieser Karte auszumachen ist. Ich laufe über 1 Stunde falsch, bis ich schließlich umkehre.

Am Prüedo-Hof



Erst gegen 2 Uhr erreiche ich den Parkplatz im Valle de Rius, wo es das Tal hochgeht.
Dort mache ich Rast und studiere den Weiterweg auf der Karte. Die einzige Unterkunft, die in meine Richtung heute noch erreichbar ist, ist Refugio Restanca.











Ich habe kaum noch Wasser und weder im Guide noch auf der Karte lässt sich eine Quelle in der Nähe ausmachen. Also geht’s zuerst mal über den zum Teil weggeschwemmten Weg und anschliessend einen knackigen Pfad hinauf zum Refugio.



Das war mal eine Strasse
Ich habe keine Eile, damit mir das Wasser nicht ausgeht, und kehre um 17 Uhr im Restanca ein.
Hier treffe ich auf Christel, Constance, Johannes und den Schlingel Patrick wieder, der mir sagt, dass er wusste, dass wir uns hier wiedersehen würden. Jetzt kann ich sein verschmitztes Gesicht von heute Morgen auch deuten.




Als wir auf das gute Essen warten, erzählen sie, wie kompliziert ihr Weg heute war. Alles voller Schnee und dadurch kaum Orientierung, welchen Pass man gehen muss. Nur mit Hilfe einer Gruppe mit GPS, aber vor allem dem gesunden Menschenverstand haben sie den richtigen Pass finden können. Eine irre Etappe für die 4. Habe mächtig Respekt!

Refugio Resanca


Wir verbringen zusammen einen spaßigen Abend und können viel lachen. Ein schöner Tag!









Übernachtung: Refugio Restanca, 39 Euro (HP).



Etappe 25, 26.6.2013, 9:00 – 16:00 (~ 5,5h), 12 km
Refugio Resanca >> Refugio de Con Angles


Etappe 25
Trotz 2 Decken habe ich nachts gefroren, fühle mich aber sehr fit nach dem Aufstehen. Ich habe nur noch Tabak für 1 dünne Zigarette und muss heute erst mal ohne auskommen.




Das Wetter ist wie in den letzten Tagen top!
Heute geht es fast nur westlich entlang des Ribera de Rius. Wider Erwarten verunsichern mich die vielen Schneefelder nicht. Das bestätigt meine gestrige Entscheidung, eine fast schneefreie Etappe einzulegen. Dadurch ist meine Schneeunsicherheit endlich weg.


Das Panorama ist den ganzen Weg über erstklassig, und der Anblick des noch zugefrorenen Lac de Rius ist phänomenal! Ein Farbenspiel aus Weiß, Blau und Grün.





Am liebsten würde man über das Eis laufen, es ist jedoch am Rand deutlich zu dünn. Also umlaufen wir den See nördlich, so wie der GR11 offiziell verläuft.





Am Pass Port de Rius machen wir Pause und ich hätte gern eine Zigarette. Mache mein Handtelefon an, um zu sehen wie hoch wir sind. In 2350 m Höhe kommt plötzlich eine SMS: „Danke für die Karte!“, schreibt Anne aus Köln und ich weiß nun, dass die Post aus Andorra nicht die allerschnellste ist.

Wie in der Arktis...
...sind aber die Pyrenäen



Der nun folgende 800m tiefe Abstieg ins Vall de Vielha ist nicht körperlich, aber mental anstrengend.









Steil und permanent über Geröll und Felsen, erfordert es viel Konzentration und man kommt müde im Kopf unten an.




Gegen 4 Uhr kommen wir zum Refugio de Con Angles, ein sehr schönes Haus, laut Guide nicht bewirtschaftet, aber das passt, denn der Guide ist älter als der Wiederbetrieb.






Da wir noch Freizeit haben, bestellen wir ein Taxi bei der Wirtin, um nach Vielha zu fahren und das nötigste einzukaufen. Lebensmittel, Wanderstöcke und vor allem für mich: ein Päckchen Tabak.



Gut versorgt für den nächsten Tag verbringen wir den Abend bei leckerem Essen und Wein.










Vor dem Refugio taucht ein Pärchen aus Norddeutschland auf, sie wollen ab morgen auch den GR11 Richtung Westen gehen, aber heute zelten. Somit sind wir 5 die einzigen Gäste im sehr angenehmen Refugio de Con Angles.
Übernachtung: Refugio de Con Angles, 35 Euro (HP)


Etappe 26, 27.6.2013, 9:00 – 15:00 (~ 5h), 9 km
Refugio de Con Angles >> Refugio d‘Angles

Etappe 26

Nach einem herzhaften Frühstück kaufe ich heimlich beim Wirt eine Flasche Wein. Da es heute der letzte gemeinsame Abend wird, ich muss ja ab morgen zurück, habe ich ein kleines Abschiedsessen auf der Nothütte Refugio d’Angles geplant. Mein Rucksack ist dadurch schon etwas schwerer, aber mittlerweile ist die Kondition so gut, dass ich das unterwegs überhaupt nicht bemerke.


Hochwasserschaden
Auf dem Weg zum Stausee Embalse de Baserca können wir einige Schäden sehen, die das Schmelzwasser aus den Bergen angerichtet hat. Unter anderem steht eine kleine Brücke ohne den Zugang da, sie ist völlig umspült worden und steht wie skelettiert über dem Besiberri-Bach.






Am nördlichen Rand des Baserca geht es über die Straße und im d‘Anglos-Tal, entlang des Riu Bueno weiter.
Nach etwa 2 km durch den Wald machen wir kurz Rast, bevor es steil aufwärts geht. Dort treffen wir auch wieder auf das Pärchen von gestern Abend, Miriam und Bernie aus Niedersachsen.



 Die Passage nach oben ist richtig knackig. Obwohl bereits 4 Wochen „im Training“, muss ich mich ganz schön quälen, um nach knapp 3 Stunden den Aufstieg zu bewältigen.

Oben angekommen sieht man gleich die Hütte.













Drumherum sind noch viele Schneefelder und ich muss einen Weg über den Bach suchen, der ganz ordentlich Wasser führt.


 
Am Nachmittag genießen wir das sonnige Wetter und das sehr schöne Panorama.










Da noch genug Zeit ist, gehen Christel und Johannes ohne Rucksack Richtung Coll Llauset, um zu sehen, ob dieser zurzeit passierbar ist. Leider nicht, da zu viel Schnee. Also geht’s für mich morgen sicher Richtung Aneto, um von dort irgendwie so langsam nach Bilbao zum Rückflug zu kommen.

Murmeltier
Refugi d'Angles
 
 Christel und Johannes kundschaften auf der Karte einen Umweg entlang des Estany Llauset aus und wollen ihn morgen als Umweg versuchen.





Abends tische ich meine kleine Überraschung auf zum letzen gemeinsamen Essen. Constance hilft mir, dass keiner die Vorbereitungen in der Hütte stört, ohne zu wissen, was ich eigentlich vorhabe und als ich laut zu Tisch rufe, kommen alle etwas verwirrt herbei.

Die Zwerge gehen schlafen..
 
Das bescheidene Abschieds-Abendessen besteht aus Baguette, Käse, Salami, Brot, Wein und einer viergeteilten Birne als Nachtisch. Statt Butter gibt es Olivenöl aus kleinen Fläschchen, die ich schon seit Andorra mithabe.

Die 4 sind alle auf dem linken Fuß erwischt aber begeistert. Überraschung geglückt, und so schlemmen wir gemeinsam in der Hütte.

Refugi d'Angles
Miriam und Bernie, die 50m daneben zelten, kommen auch noch vorbei und so haben 7 deutsche Wanderer einen richtig schönen Abend mit Erfahrungsaustausch und Geschichten von allen möglichen anderen Wanderungen und Reisen, die einem so richtig Lust auf Mehr machen!

 Die Übernachtung in der Hütte ist wie bei den 7 Zwergen: auf dem Schlafpodest liegen wir 5 nebeneinander in unseren Schlafsäcken. Und mit Schnarchen ist heute Zwerg Patrick dran.
Übernachtung: Refugio d‘Angles


Etappe 27, 28.6.2013, 9:00 – 17:00 (~ 5h), 14 km
Refugio d‘Angles >> Benasque


Etappe 27
Dank Patricks zuverlässigem Gas-Kocher haben wir Warmwasser und einen Kaffee zum Frühstück.
Christel und Johannes sind früh abmarschbereit und wir verabschieden uns herzlich und mit einem Lächeln!
Bin traurig, heute schon den Nachhauseweg antreten zu müssen und muss feststellen: Zeit ist der wirklich einzige Luxus, den es gibt.

Abschiedsfoto
 
Constance, Patrick und ich wollen heute zusammen nach Aneto laufen.
Zusammen geht es eine Stunde den Geröllhang hinauf zum Coll de Llauset.






 


Oben angekommen kann man sich für den letzten Tag keine bessere Aussicht wünschen: zurück das Tal des Riu Bueno und gleichzeitig auf der anderen Seite das Llauset-Tal bei bestem Wetter und bester Sicht, grandios!


Wir sehen von oben Christel und Johannes als Punkte entlang des Llauset entlang gehen und rufen hinunter, wie es geht.
Sie hören uns und Johannes ruft zurück, dass der Weg schwierig ist. Doch was er damit meint sehen wir erst unten kurz vor dem Stausee. Ein Teil des Weges ist von einem Bach schlicht weggeschwemmt. Wir müssen durchs Gelände improvisieren bis wir am Rand des Sees sind.

Blick zurück vom Coll
Da laufen sie...


Nach einer Weile entdecken wir durch den beleuchteten(!) Tunnel den Weg abwärts durch das Stauwehr ins Llauset-Tal.









Ein wenig Konzentration ist beim Passieren von ein paar Bächen erforderlich, aber weiter unten im Tal ist es fast schon langweilig einfach.
Wir kommen an die Asphaltstraße nach Aneto, die wir locker abwärts laufen.
Constance verliert auf dieser Straße ihre Jacke, die am Rucksack hing. Aber nicht für immer, wie der verrückte Rest des Tages noch ergeben soll.

Stausee Llauset

In Aneto angekommen, finden wir nur 1 Bar, die offen hat. Allerdings nur noch 20 Minuten, dann ist Siesta.










Wir setzten uns trotzdem in den Hof, ich mache spontan mein Handtelefon an und bekomme prompt eine SMS, dass Johannes angerufen hat. Rufe direkt zurück und er sagt, dass er gleich mit Christel in Aneto ist. 5 Minuten später sehen wir uns wieder und haben doch noch einen weiteren Tag zusammen!
Sie mussten umkehren, da die Brücke über den nördlichen Zufluss zum Llauset zerstört ist und es keine Chance gab an einer anderen Stelle den reißenden Bach zu überqueren.
Und auf deren Weg abwärts findet Christel übrigens die Fleecejacke von Constance am Wegesrand, erkennt sie als die ihre, und nimmt sie mit.




Aus Aneto kommt man so gut wie gar nicht weg, also rufen wir uns ein Großraum-Taxi nach Benasque. Schon weit davor im Esera-Tal sehen wir überall heftige Hochwasserschäden. Das Hochsommerwetter und der überdurchschnittlich viele Schnee in den Bergen liessen die Bäche und Flüsse mächtig anschwellen, was jetzt unsere Aussicht prägt.
In Benasque checken wir im Avenida-Hostal ein, was unser Taxifahrer noch auf der Fahrt per Handy irgendwie organisiert hat.

Auf dem Weg nach Aneto

In der Touristen-Information erkundige ich mich nach meiner Fahrt nach Bilbao. Danach kaufe ich mir noch in einem Sportgeschäft ein Paar Sneakers. Seit 30 Tagen zum ersten mal wieder normale Schuhe an den Füssen. So muss ich die Rückreise nicht in Wanderschuhen oder Brasil-Schlappen antreten und habe gleichzeitig eine kleine Erinnerung.
Abends essen wir diesmal das wirklich letzte Ma(h)l gemeinsam im Restaurant des Hotels Llibrada. Nicht sehr zu empfehlen, keiner von uns 5 war mit seinem jeweiligen Menü zufrieden.
Übernachtung: Hostal Colomers, 39 Euro (HP).



29.6.2013 Abreise Benasque >> Saragoza
Das letzte gemeinsame Frühstück, sehr schade, dass heute Abreise ist.
Verabschiede mich herzlich von Christel und Johannes, die schon früh loswollen.
Adios und alles Gute, Companeros!
Wir bleiben danach weiter in Kontakt und machen im Herbst sogar eine gemeinsame Wandertour im Stubaital.
Constance und Patrick möchten in Benasque bleiben, aber das Hostal ist ausgebucht, und so wollen sie zum Camping-Platz Aneto.
Christel ruft nochmal an und berichtet, dass 2 Engländer von viel Schnee auf den nächsten Touren berichtet haben und ich die Infos an die Berliner weitergeben soll.
Constance und Patrick wissen also Bescheid, bevor sie zum Camping aufbrechen.
Wir verabschieden uns und werden ebenfalls in Kontakt bleiben.
Wir waren eine harmonische und lustige Truppe! So ein Glück hat man nicht immer beim Wandern.
Um 3 Uhr fährt mein Bus nach Saragoza. Größte Stadt seit 1 Monat, und für mich an dem Abend eine neue Welt. Setze mich an den Riu Ebru Nahe der Altstadt und beobachte das abendliche Treiben. Die vielen Menschen zu sehen ist mir absolut ungewohnt geworden, obwohl ich selber in einer Millionenstadt lebe. Gegen 10 komme ich zurück im Hotel an, da hat es immer noch 32°C.
Packe meinen Rucksack abreisebereit, mein Zug fährt morgen um 8:30 Uhr nach Bilbao ab.
Übernachtung: Hotel Eurostars, 38 Euro.


30.6.2013 Abreise Saragoza >> Köln
Ich checke um 8 Uhr aus und kaufe am Bahnhof die Zugfahrkarte. Doch ich finde nicht den richtigen Bahnsteig und frage mich durch, bis mir klar wird, dass mein Zug ein Bus ist. Aber eine wortwörtlich erstklassige Alternative. Es ist ein 1. Klasse Bus, man hat sogar einen eigenen Monitor vor sich am Platz. Und als die Landschaft durchs Fenster nicht mehr so interessant ist, schaue ich mir einen der verfügbarem Filme auf Spanisch an. Punkt 12 ist der Bus in Bilbao, wo man am geschäftigen Busbahnhof in den Pendelbus zum Flieger umsteigt. In Paris am Charles-De-Gaulle muss ich erneut boarden. Kein schöner Flughafen, aber dafür teuer. In Düsseldorf gelandet, geht’s mit dem Zug weiter nach Köln.
Punkt Mitternacht bin ich zuhause und in 7 Stunden schon werde ich von meinem Kollegen zur Arbeit abgeholt. So muss ich ab jetzt noch ein gutes Jahr warten, bis ich die Pyrenäen wiedersehe.





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